Vier der Scheiben („Macht“)

Die Vier der Scheiben symbolisiert Stabilität, Besitz und das Bedürfnis, Kontrolle über materielle oder emotionale Ressourcen zu bewahren. Diese Karte spricht von der Anhäufung von Sicherheit, aber auch von der Gefahr, sich aus Angst vor Verlust zu verschließen. Sie stellt die Herausforderung dar, in stabilen Verhältnissen eine Balance zwischen Besitz und Loslassen zu finden.

Klassische Darstellung

In der klassischen Darstellung, wie sie im Waite-Smith-Deck vorkommt, hält eine Figur eine große Münze schützend vor der Brust und hat weitere Münzen unter den Füßen und über dem Kopf. Diese Haltung betont den Aspekt des Festhaltens, des Bewahrens und zugleich des Versperrens. Die Figur wirkt in sich gekehrt, das Gesicht ist ernst und konzentriert, fast schon verbissen. Im Hintergrund ist häufig eine Stadt oder Burg zu sehen, die ebenfalls als Symbol für Sicherheit und Struktur dienen kann. In anderen Decks, wie dem Crowley-Harris-Deck, wird die Karte „Macht“ genannt und zeigt eine quadratische Struktur, die Stabilität und Festigkeit ausdrückt, aber zugleich starr und unbeweglich wirkt.

Deutung

Waite-Smith-Deck
Hier steht die Karte für das Festhalten am Materiellen und an Sicherheiten. Sie mahnt, dass die Furcht vor Verlust dazu führen kann, emotional oder materiell geizig zu werden. Die Figur schützt ihre Münzen, aber sie verschließt sich auch selbst. Die Vier der Scheiben kann deshalb auf einen Punkt hinweisen, an dem man Ressourcen und Sicherheiten anhäuft, sich aber innerlich isoliert fühlt. Diese Karte fordert zur Reflexion darüber auf, was „genug“ bedeutet und wie wichtig es ist, aus dem Überfluss heraus zu geben, anstatt sich von Verlustängsten beherrschen zu lassen.

Crowley-Harris-Deck (Thoth Tarot)
Crowley nennt diese Karte „Macht“ und hebt dabei den Aspekt von Struktur und Kontrolle hervor. Die Vier der Scheiben zeigt hier ein stabiles, jedoch unbewegliches Quadrat, das Schutz, Festigkeit und Autorität ausdrückt, aber zugleich Gefahr läuft, in Starrheit zu verfallen. Die Karte rät, Verantwortung und Macht weise zu nutzen und zugleich nicht in Besitzgier zu erstarren. Sie steht für das Bestreben, Kontrolle über das eigene Umfeld zu haben und Grenzen zu setzen, aber auch für das Risiko, dadurch die eigene Freiheit einzuschränken.

Weitere Decks
In anderen Decks wird die Vier der Scheiben häufig mit Themen wie Anhaftung, Misstrauen und der Suche nach Stabilität verknüpft. Sie wird manchmal als „Die Burg“ dargestellt, als ein Ort der Sicherheit, aber auch der Isolation. Diese Karte mahnt, dass wahre Stabilität nicht aus Angst, sondern aus Vertrauen erwächst.

Korrespondenzen

  • Element: Erde
  • Astrologie: Sonne im Steinbock – die Strukturen und die Zielstrebigkeit des Steinbocks, verstärkt durch die strahlende Energie der Sonne, die Ehrgeiz und Kontrolle symbolisiert.
  • Numerologie: Die Zahl Vier steht für Stabilität, Ordnung und Manifestation. Hier drückt sie sich durch den Wunsch nach Sicherheit im Materiellen aus.
  • Kabbalistisch: Chesed (Barmherzigkeit) in Assiah (die materielle Welt) – ein Ausdruck von Schutz und Wohlstand im physischen Bereich.

Stellung innerhalb des Decks

Die Vier der Scheiben steht in einer Reihe mit den anderen Vieren des Tarots, die alle die Qualität der Stabilität und des Aufbaus besitzen. Im Vergleich zu den Vier der Stäbe, die auf gemeinschaftliche Stabilität und Feierlichkeit hinweist, ist die Vier der Scheiben introvertierter und stärker auf den Erhalt persönlicher Ressourcen fokussiert. Die Vier der Kelche dagegen symbolisiert emotionale Stabilität, die jedoch leicht zur Stagnation führen kann, während die Vier der Schwerter eine geistige Ruhe und Abgeschlossenheit repräsentiert. Gemeinsam bilden die Vieren eine Basisstruktur im Tarot, die Sicherheit und Schutz auf verschiedenen Ebenen aufzeigt, jedoch auch auf die Gefahr hinweist, sich in diesen Sicherheiten zu verhärten.


Die Vier der Scheiben lädt uns ein, unser Verhältnis zu Sicherheit und Besitz zu überprüfen und herauszufinden, ob wir im Fluss des Gebens und Nehmens stehen oder uns von Verlustängsten leiten lassen.