Beschreibung
Eine unterhaltsame, kurze und reich bebilderte Geschichte des Tarot — mit dem Fokus auf den daran beteiligten Frauen. Pluspunkte:
- Generell kommt „Mystik als Werkzeug der Unterdrückten“ häufig und anschaulich zur Sprache. Das ist selten.
- Viele Verweise sind hilreich, um selbst weiter zu recherchieren.
- Es werden diverse Decks genannt, die eine wichtige historische Rolle spielen und
Leider hat das Buch auch einige Schwächen:
- Mehrere der portraitierten Frauen haben nichts mit Tarot zu tun — der Untertitel verrät zwar, dass es hier auch um Weissagerinnen und Mystikerinnen geht, deren Auswahl ist aber wiederum sehr willkürlich (oder einem nicht ganz verständlichen Inklusions-Ansatz zu verdanken). Wo sind Hildegard von Bingen und Annie Besant, um nur zwei zu nennen?
- Der Kürze des Buches ist geschuldet, dass vielen historischen Spuren nur kurz nachgegangen wird.
- Gegen Ende hin und mit Blick auf gegenwärtige esoterische Praktikerinnen wird das Buch sehr unkritisch. Einige Kapitelchen wirken, als wären sie den Werbetexten der Tarot-Expertinnen entnommen: Mary K Greer ist eine „reliable source of information“, Rachel Pollack liefert „meaningful instruction for tarot readers at any level“, Nanse Kawashimas Arbeiten sind „deeply magical and captivating“, Brigit „Biddy“ Esselmont „[normalized Tarot] as a practical means to manifest one’s ideal reality“, Grace Selene hilft der Tarot-Commhnity „connect, grow and endure“.
- In diesen letzten Abschnitten des Buches geht auch der anfängliche neutrale Blick verloren, und die Autorin Cat Willett bekennt sich klar zu magischem Denken. Das wäre nicht nötig gewesen, das Buch hätte auch als historischer statt als esoterischer Diskursbeitrag funktioniert.
Insgesamt dennoch sehr empfehlenswert und sowohl eine spannende Lektüre als auch ein hübsches Geschenk.