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FAQ: Die häufigsten Fragen zum Tarot

Sagt eine Tarot-Ziehung die Zukunft voraus?

Vermutlich nicht — und wenn, dann wahrscheinlich als „self fulfilling prophecy“, die entritt, weil man an ihr Eintreten glaubt. Natürlich gibt es einen gewissen Interpretationsspielraum, was eigentlich mit „Zukunft“ und „Vorhersagen“ gemeint ist, aber die Autoren dieser Seite sind davon überzeugt, dass schon rein definitionsgemäß nichts Zugriff auf die Zukunft haben kann: Zukunft ist das, was noch nicht da ist. Und genau das macht den Reiz an „Wahrsagen“ aus: Es ist unmöglich — aber nicht ohne Reiz, es zu versuchen und dann nachträglich zu interpretieren.

Warum sollte man sich dann mit dem Tarot befassen?

Das Tarot, insbesondere die Abfolge der Großen Arkana, ist eine zyklische Anordnung von verschiedenen symbolischen Lebensbereichen und Ereignissen — die „Heldenreise des Narren“ oder „The Fool’s Journey“. Daher kann es als „Tool“ verwendet werden, um Erzählungen zu stricken: für sich selbst oder als Inspiration. Es ist ein Raster, um eine Narration aufzubauen.

Außerdem kann Tarot als kulturelles Artefakt verstanden werden: Darin spiegeln sich Praktiken und Praxen, Überzeugungen und Wertvorstellungen, kulturelle Normen und der Verstoß gegen sie. Ein Tarot-Deck bildet wie jedes kulturelle Erzeugnis den Wissensstand und die Ansichten seiner Schöpferin ab und kann daher — vergleichbar einem Roman oder Gemäldezyklus — vielstimmig über das Bedeutsame einer Zeit Auskunft geben. All das macht eine Beschäftigung damit lohnenswert, auch wenn man nicht an Weissagung glaubt!

Gibt es dann überhaupt einen Grund, sich oder anderen die Karten zu legen?

Sicherlich: Einerseits dient das Kartenlegen der Introspektion, der Innenschau, die vielleicht dabei hilft, sich und anderen „auf die Schliche“ zu kommen oder Dynamiken besser zu verstehen. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass man durch die Karten einen bestimmten thematischen oder symbolischen Fokus vorgegeben bekommt. Außerdem ist das Tarot auch ein „Spiel“, das schlicht der (gemeinsamen oder einsamen) Strukturierung von Zeit dient — an Silvester oder einfach so.
Und schließlich hilft das Kartenlegen, sich Struktur und Symbolik des Tarot oder eines bestimmten Decks anzueignen und einzuprägen — diese Tätigkeit hat also einen Lerneffekt. Daher: Nur zu! Aber bitte niemals das Spielerische dabei vergessen.

Ist es nun „der Tarot“ oder „das Tarot“?

Der Duden listet beide Geschlechter, der italienische Wortstamm tarocco wird in Wiktionary aber als männlich geführt. Insofern ist diese Frage nicht eindeutig zu beantworten. Ob es einen Unterschied in der Verwendung gibt – etwa eine Präferenz für eines der Geschlechter in „seriöser“ Literatur – ist den Autoren nicht bekannt.

Wie viele Karten hat das Tarot eigentlich? Man liest immer wieder etwas von 80 Karten.

Eine genau richtige Anzahl von Karten gibt es nicht. Die meisten Decks haben 78 Karten, in einigen kommen Trümpfe mehrfach vor (etwa im Sefirot-Boardgame-Deck mit drei Versionen des Trumpfs „VI Die Liebenden“ oder manchen Ausgaben des Thoth-Tarots mit drei Fassungen von „I The Magus“). Andere Decks fügen einen Trumpf hinzu (etwa das Giger-Tarot). Auch die Theorie, dass die Druckbögen in 8er-Reihen bedruckt werden und daher 80 Karten produziert werden, liegt nahe — viele Decks nutzen den Raum aber für erklärende Zusatzkarten.
Weiterführende (und eher esoterische) Überlegungen finden sich z. B. in „Der Crowley-Tarot“ von H. Banzhaf und Akron, Ausgabe Goldmann 1998, ab S. 17.

Welche „Lege-Anleitungen“, Systeme und „Spreads“ gibt es?

Sehr, sehr viele. Klassische Legemuster wie Ankh, Kreuz, Beziehungsspiel sind vermutlich vielen Lesenden bekannt. Andere entstammen obskureren Quellen, Begleitheften von Decks oder sind Eigenkreationen. Viele Legesysteme oder „Spreads“ können auch modifiziert werden: So schwören einige Tarot-Legende darauf, bei einer unklaren Karte weitere Karten zur Erklärung (heran) zu ziehen, oder messen der untersten Karte des nicht ausgelegten Stapels eine Bedeutung bei. Und auch bei der Frage, wie man zieht (mit der linken Hand, mit geschlossenen Augen, mit der Fragestellung auf den Lippen oder nicht) sind sich die Quellen nicht einig. Sicher ist: Es gibt keine richtige Art und Weise, die Karten auszulegen — genausowenig wie es eine immer richtige Interpretatione einer Karte auf einer Position gibt.

Geht es hier auch um andere Orakel-Karten?

Nein. Weder allgemeine Orakelkarten, Lenormand, Kipperkarten spielen hier eine Rolle. Ein wesentliches Kriterium, ob es sich um ein „Tarot-Deck“ oder andere Orakelkarten handelt, ist die Anzahl der Trumpf- und Farbkarten. Wenn es sich um ca. 22 Trümpfe und ca. 56 Farbkarten in vier Farben handelt, kann man von einem Tarot sprechen. Es mag einige Grenzfälle geben, in denen nicht klar ist, ob es sich um ein Tarot handelt: Solche Decks werden im Regelfall aufgenommen.

Ich habe mehrere Decks, und zu diesen Decks mehrere Begleithefte oder Bücher. Sowohl zwischen den Decks als auch zwischen den Büchern unterscheiden sich die Deutungsvorschläge enorm. Wieso?

Diese Frage wurde im Rahmen eines Wissens-Artikels nachgegangen: Ambivalenz der Karten-Interpretation.