Der Tod ist eine der bekanntesten und zugleich am meisten missverstandenen Karten im Tarot — nicht zuletzt wohl wegen der abergläubisch konnotierten Zahl 13. Sie symbolisiert das Ende eines Zyklus, den Übergang und die Transformation. Der Tod steht weniger für das physische Sterben, als vielmehr für die Überwindung alter Muster, die Loslösung und das Verlassen des Vergangenen, um Platz für Neues zu schaffen. Diese Karte fordert dazu auf, Veränderung anzunehmen und sich mutig auf neue Wege zu begeben.
Klassische Darstellung
Auf der Waite-Smith-Darstellung reitet der Tod als Skelett in einer schwarzen Rüstung auf einem weißen Pferd, das einen Banner mit einer weißen Rose trägt – ein Symbol für Reinheit und spirituelles Erwachen. Zu seinen Füßen liegen Figuren aus allen Gesellschaftsschichten, darunter ein König, der gefallen ist. Dies symbolisiert, dass der Tod jeden betrifft, unabhängig von Rang oder Status. In der Ferne erhebt sich die Sonne hinter zwei Türmen am Horizont, was Hoffnung und einen neuen Anfang andeutet.
Deutungen
Waite-Smith
In der Waite-Smith-Version bedeutet der Tod das natürliche Ende und die Befreiung von einer Situation, die ihren Zweck erfüllt hat. Waite beschreibt den Tod als Transformationskraft, die zu einem höheren Zustand führt und dem Menschen ermöglicht, sich von unnötigem Ballast zu befreien. Es geht um den Übergang von Altem zu Neuem, wobei der Schmerz des Abschieds stets mit dem Versprechen eines Neubeginns verknüpft ist. Die Karte lädt dazu ein, das Vergängliche anzuerkennen und mit den Kreisläufen des Lebens in Einklang zu kommen.
Crowley-Harris (Thoth Tarot)
Im Thoth-Tarot ist der Tod eine dynamische, pulsierende Kraft, die für den ständigen Wandel der Dinge steht. Crowleys Darstellung zeigt den Tod als tanzendes Skelett, umgeben von Symbolen des Verfalls und des Neuanfangs, wie Schlangen und Fischen. Diese Karte betont den schöpferischen Aspekt der Zerstörung und die Auflösung des Alten, um Transformation und Erneuerung zu ermöglichen. Crowley betrachtet den Tod als grundlegendes Prinzip der Metamorphose, das alles Lebendige erfasst und neu formt.
Weitere Decks
In anderen Tarot-Decks wird die Karte oft als Symbol für den Wandel und die Zyklen des Lebens interpretiert. In Decks wie dem Marseille-Tarot erscheint der Tod meist unbenannt, was die tiefere Bedeutung der Transformation betont. Hier symbolisiert die Karte das Unausweichliche und zugleich das Potenzial für spirituelles Wachstum und tiefgreifende Veränderung. Die Darstellung betont oft den Kreislauf von Zerstörung und Neubeginn.
Korrespondenzen
- Element: Wasser (Transformation, Fluss des Lebens)
- Astrologie: Skorpion – ein Zeichen des Wandels, der Tiefe und der Erforschung verborgener Schichten
- Hebräischer Buchstabe: Nun (steht für Fisch, symbolisiert den Zyklus von Leben und Tod)
- Kabbalistische Sphäre: Netzach – beständige Veränderung und Fluss des Lebens
- Numerologie: 13 (stellt den Neubeginn nach der Vollendung des vorangegangenen Zyklus dar)
Stellung innerhalb des Decks
Der Tod gehört zu den großen Arkana und steht als dreizehnte Karte für eine Schwelle, an der etwas Altes endgültig abgeschlossen wird, um einen Raum für neues Wachstum und Erkenntnis zu schaffen. Im Zyklus der Karten symbolisiert er einen Punkt der Entlassung aus alten Strukturen und die Freiheit, durch Transformation eine neue Stufe zu erreichen. Dies ist ein notwendiger Prozess im spirituellen Wachstum, der die Bereitschaft voraussetzt, sich dem Unbekannten zu öffnen.
Der Tod lehrt uns, das Ende als einen natürlichen Bestandteil des Lebens zu akzeptieren und die Freiheit zu finden, die in der Veränderung liegt. Statt die Karte zu fürchten, ermutigt sie dazu, die Furcht vor dem Ungewissen loszulassen und den stetigen Wandel als Quelle der Erneuerung zu begreifen.