Der Stern ist ein Symbol für Hoffnung, Heilung und spirituelle Erneuerung. Diese Karte repräsentiert Klarheit nach einer Zeit des Chaos, oft gedeutet als das Wiedererlangen des Vertrauens in das Leben und die eigene Intuition. Sie fordert dazu auf, sich mit dem größeren kosmischen Plan zu verbinden, Vertrauen in den eigenen Weg zu haben und sich durch sanfte Führung leiten zu lassen.
Klassische Darstellung:
In den meisten Darstellungen des Sterns (insbesondere im Waite-Smith-Deck) sieht man eine nackte Frau, die vor einem Gewässer kniet. In jeder Hand hält sie einen Krug – der eine gießt Wasser ins Gewässer, der andere auf die Erde. Über ihr leuchten sieben kleine Sterne und ein großer, heller Stern. Diese Sterne stehen für spirituelle Inspiration und göttliche Führung. Die nackte Frau symbolisiert Reinheit, Verletzlichkeit und die Bereitschaft, sich dem Universum in ihrer authentischsten Form zu zeigen. Die Pflanzen am Ufer, oft eine Blume oder ein Baum, weisen auf das Potenzial für Wachstum und Erneuerung hin.
Deutungen:
- Waite-Smith-Tarot:
Der Stern steht hier für spirituelle Erleuchtung, Vertrauen und inneren Frieden. Nach den Prüfungen des Turms (Karte XVI) verspricht der Stern Ruhe und Heilung. Die Verbindung zu Wasser, einem Symbol für das Unterbewusstsein, deutet darauf hin, dass diese Heilung sowohl auf emotionaler als auch auf spiritueller Ebene stattfindet. Der Stern ist ein Zeichen dafür, dass man auf dem richtigen Weg ist und sich dem Fluss des Lebens hingeben kann, in dem Wissen, dass man geführt wird. - Crowley-Harris-Deck (Thoth-Tarot):
In Crowleys Interpretation symbolisiert der Stern die Göttin Nuit, das Prinzip des endlosen Raums und der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Karte steht für die Entfaltung des Bewusstseins und das tiefe Verstehen des Universums. Es geht weniger um individuelle Hoffnung und Heilung, sondern mehr um das Begreifen kosmischer Gesetze und die Integration des Individuums in den universellen Fluss. Die Karte lädt zur Transformation und zum Erwachen höherer Bewusstseinsebenen ein. - Weitere Decks:
In vielen anderen Decks symbolisiert der Stern das göttliche Licht, das den Suchenden auf seinem Weg erhellt. Es ist eine Karte der Zuversicht, die aufzeigt, dass die schlimmsten Zeiten hinter uns liegen und nun Klarheit und Inspiration vor uns liegen. Sie kann auch auf künstlerische Kreativität oder neue Ideen hinweisen, die aus einem tiefen inneren Raum entspringen.
Korrespondenzen:
- Element: Luft
Luft symbolisiert in diesem Zusammenhang das Reich des Geistes und der Intuition. Der Stern ist eine Karte der Einsicht und des klaren Denkens. - Planet: Uranus
Uranus steht für plötzliche Eingebungen, revolutionäre Ideen und die Kraft, alte Strukturen aufzubrechen, um Raum für Neues zu schaffen. - Hebräischer Buchstabe: Traditionell: Tzadi. Tzadi ist der Fischhaken, der aus den Tiefen des Unbewussten spirituelle Weisheit an die Oberfläche bringt. Bei Aleister Crowley finden wir für das Thoth-Tarot den Hinweis: „All these old letters of my Book are aright; but [Tzaddi] is not the Star. This also is secret: my prophet shall reveal it to the wise.“ Siehe dazu den Exkurs unten.
- Astrologische Entsprechung: Wassermann. Der Wassermann ist ein Zeichen, das für Humanismus, Innovation und eine weite, universelle Perspektive steht. Der Stern teilt diese Themen und fordert zu Offenheit und Großzügigkeit auf.
Stellung innerhalb des gesamten Decks:
Der Stern gehört zur Großen Arkana und markiert nach den Herausforderungen des Turms einen Wendepunkt. Er ist die Karte der Erneuerung und zeigt an, dass nach dem Einsturz von alten Strukturen nun eine neue Ordnung in Sicht kommt. Dies ist eine Zeit der Heilung, aber auch des Vertrauens, dass das, was kommt, besser und klarer sein wird.
„Tzaddi ist not the Star“
In der kabbalistischen Tradition, insbesondere in der Zuordnung der Tarotkarten zu den 22 hebräischen Buchstaben, war es üblich, die Karte des Sterns (XVII) mit dem Buchstaben Tzaddi zu verbinden. Tzaddi wird in der Kabbala traditionell mit den Eigenschaften des Fischhakens assoziiert, einem Symbol, das auf das Ziehen von Weisheit aus den Tiefen des Unbewussten hindeutet. Diese Zuordnung blieb lange Zeit bestehen, und die meisten klassischen Tarot-Systeme, einschließlich des Waite-Smith-Decks, folgen dieser Zuordnung.
Crowley, der in seinem Thoth Tarot die alten Symbole und Zuordnungen in einem neuen Licht betrachtete, stellt diese Tradition infrage. Er deutet an, dass die klassische Verbindung zwischen dem Buchstaben Tzaddi und der Karte des Sterns nicht korrekt ist. Crowley hat in seinem eigenen System stattdessen Tzaddi der Karte „Der Kaiser“ (IV) zugeordnet und nicht mehr dem Stern. Diese Verschiebung symbolisiert tiefere, verborgene Erkenntnisse über die wahre Natur dieser archetypischen Kräfte. In Crowleys System erhält der Stern stattdessen eine stärkere Verbindung zu Heh (ה), dem Buchstaben, der traditionell der Karte „Der Kaiser“ zugeordnet war.
Was diese Umkehrung nun allerdings bedeutet, lässt Crowley offen. Im Internet finden sich diverse Deutungen und Herleitungen (bspw. hier).