Der Eremit steht für innere Einkehr, Selbstreflexion und Weisheit, die durch Isolation und Einsamkeit erlangt wird. Er symbolisiert die Suche nach Wahrheit und tieferem Verständnis jenseits der äußeren Welt, indem man in sich selbst schaut. Diese Karte fordert dazu auf, sich von Ablenkungen zu entfernen und den eigenen Weg zu beleuchten.
Klassische Darstellung:
Auf der Waite-Smith-Tarotkarte wird der Eremit als alter Mann dargestellt, der einen langen Umhang und einen Stab trägt. Er steht allein auf einem Berggipfel, was für die erreichte spirituelle Höhe und Weisheit spricht. In seiner Hand hält er eine Laterne, in der ein sechszackiger Stern, das „Siegel Salomos“, leuchtet – Symbol für göttliche Führung und Erleuchtung. Der Eremit steht in ruhiger Betrachtung, als ob er den Weg beleuchtet, den er bereits gegangen ist, oder den Weg für andere aufzeigt.
Deutungen:
- Waite-Smith (Rider-Waite): Der Eremit deutet hier auf einen Moment der Einsamkeit hin, der nicht aus Verzweiflung, sondern aus Wahl getroffen wird. Er fordert dazu auf, das eigene Innenleben zu erforschen, sich von äußeren Einflüssen zu befreien und zur Essenz der eigenen Wahrheit zu gelangen. Weisheit wird durch innere Kontemplation erreicht, nicht durch äußere Anerkennung.
- Crowley-Harris (Thoth): Im Thoth-Tarot steht der Eremit für das Streben nach tiefer spiritueller Erkenntnis und Mysterien. Die Figur trägt hier einen Phallus-Stab, der sowohl Kreativität als auch das männliche Prinzip symbolisiert, was auf eine Vereinigung der gegensätzlichen Kräfte hinweist. Crowleys Eremit repräsentiert auch die Zeit und den Zyklus des Werdens und Vergehens.
- Weitere Decks: In anderen Tarotdecks variiert der Eremit in seiner Darstellung, bleibt aber ein Sinnbild der introspektiven Reise. Manchmal wird er als Wanderer gezeigt, der in völliger Dunkelheit mit einer kleinen Lichtquelle unterwegs ist, was die Einsamkeit und die Fähigkeit betont, selbst im tiefsten Dunkel Klarheit zu finden.
Korrespondenzen:
- Element: Erde – Stabilität, Beständigkeit und praktischer Umgang mit den Lehren, die durch Selbstreflexion gewonnen werden.
- Astrologisch: Jungfrau – Die Energie der Jungfrau steht für Detailgenauigkeit, Analyse und die Bereitschaft, sich zu verbessern und zu dienen. Diese Energie fließt in die Fähigkeit, Klarheit im Kleinen zu finden und innere Reinigung zu suchen.
- Hebräischer Buchstabe: Yod (י) – Repräsentiert die Essenz göttlicher Funken und den Anfang jeder Schöpfung. Yod steht für eine subtile, aber mächtige Energie der Transformation.
- Numerologie: Die Zahl 9 steht für Vollendung und Erkenntnis. Sie symbolisiert den Abschluss eines Zyklus, bevor ein neuer beginnt, und die Integration des Erlernten.
Stellung im Deck:
Der Eremit markiert einen Wendepunkt in den Großen Arkana, an dem die Erkenntnis der Außenwelt und des kollektiven Erlebens zurücktritt, um Raum für persönliche Einsicht und spirituelle Führung zu schaffen. Nach den stürmischen und bewegten Energien der vorhergehenden Karten (wie dem Wagen oder der Gerechtigkeit) kommt der Eremit, um Ruhe, Klarheit und Besonnenheit einzuläuten.