Die Karte „Gerechtigkeit“ symbolisiert das Prinzip der Fairness, ethische Entscheidungen und das Streben nach Wahrheit. Sie lädt dazu ein, Situationen und Verhaltensweisen objektiv und ohne Vorurteile zu betrachten. Im Tarot steht Gerechtigkeit für karmische Balance und Verantwortlichkeit für die eigenen Taten und Entscheidungen. Das Bild der Waage erinnert uns daran, dass Handlungen Konsequenzen haben und dass jede Entscheidung, die wir treffen, Auswirkungen auf das Gleichgewicht unseres Lebens hat.
Klassische Darstellung
Die Darstellung der Gerechtigkeit im Tarot zeigt typischerweise eine aufrecht sitzende Figur, die eine Waage in der linken und ein Schwert in der rechten Hand hält. Die Waage symbolisiert das Gleichgewicht und die sorgfältige Abwägung von Optionen, das Schwert steht für Klarheit, Urteilskraft und die Macht, Entscheidungen zu treffen. Die Figur trägt oft eine Krone oder Kopfbedeckung als Symbol der Weisheit und Gerechtigkeit und sitzt zwischen zwei Säulen, die für Gesetz und Ordnung stehen. Die Haltung ist ruhig und würdevoll, was darauf hinweist, dass wahre Gerechtigkeit mit Geduld und Einsicht ausgeübt wird.
Deutung nach verschiedenen Decks
- Waite-Smith-Deck: In der Waite-Smith-Version steht die Gerechtigkeit für das Gesetz von Ursache und Wirkung. Waite betont, dass alle Handlungen Konsequenzen haben und dass wahre Gerechtigkeit durch Klarheit und Objektivität erreicht wird. Diese Karte fordert auf, ehrlich zu sein, sowohl zu sich selbst als auch zu anderen, und die Balance in den eigenen Entscheidungen zu suchen. Die Zahl VIII unterstreicht hier eine gewisse Stabilität und Vollständigkeit – ein Gleichgewicht, das eine bestimmte Beständigkeit verspricht.
- Crowley-Harris-Deck (Thoth): Im Thoth-Tarot heißt die Karte „Ausgleichung“ (Adjustment, wörtlich „Anpassung“) und repräsentiert die Fähigkeit, die Balance in jedem Moment neu zu finden. Die Karte zeigt eine Tänzerin mit einem Schwert, die Balance und Flexibilität symbolisiert. Für Crowley und Harris ist Anpassung eine dynamische und lebendige Kraft. Die Botschaft geht über statische Gerechtigkeit hinaus und fordert kontinuierliche Selbstreflexion, um den inneren und äußeren Gleichgewichtszustand aufrechtzuerhalten.
- Weitere Decks: In vielen anderen Decks wird Gerechtigkeit entweder als strenge, unverrückbare Kraft oder als sanfte, heilende Energie dargestellt. In einigen Darstellungen wirkt die Figur milder und betont die Rolle von Mitgefühl im Kontext von Gerechtigkeit. Es wird betont, dass wahre Gerechtigkeit oft nicht nur auf dem Verstand, sondern auch auf dem Herzen beruht, wobei die Fairness auch mit Wohlwollen und Vergebung kombiniert werden kann.
Anmerkung: In einigen Decks ist die 8. Karte „Die Stärke“ — die Trümpfe 8 und 11 haben die Position getauscht. Wir orientieren uns hier am Waite-Smith- und am Crowley-Harris-Tarot, die VIII mit der Gerechtigkeit wiedergeben.
Korrespondenzen
- Element: Luft – Gedanken, Intellekt, rationale Entscheidungen und objektive Wahrnehmung.
- Astrologisches Zeichen: Waage – das Zeichen der Balance, Harmonie und Beziehungsdynamik.
- Numerologie: Die Zahl 8 steht für Macht, Stärke und inneres Gleichgewicht. Sie repräsentiert sowohl den Erfolg als auch die karmische Verantwortung.
- Entsprechungen: Gerechtigkeit korrespondiert mit Themen wie Moral, Ethik, Fairness und dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen.
Stellung innerhalb des Decks
Die Karte VIII Gerechtigkeit markiert einen Punkt des Lernens und der Reflektion im Tarot. Sie ist der Ruf nach Wahrheit, der vor dem Eremiten kommt, der sich auf eine innere Reise begibt, um das Wissen zu finden, das oft jenseits der offensichtlichen Wirklichkeit liegt. Als Major Arcana-Karte zeigt sie ein grundlegendes Gesetz des Universums auf: die Notwendigkeit, unsere Handlungen zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen.
Die Karte der Gerechtigkeit lädt dazu ein, objektiv auf das Leben zu blicken und sich den Konsequenzen der eigenen Entscheidungen zu stellen. Ihre Energie ruft dazu auf, sich auf der Suche nach der Wahrheit nicht von Emotionen oder persönlichen Vorurteilen leiten zu lassen, sondern fair und mit klarem Verstand zu urteilen.