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ChatGPT und Co.: Wie Tarot-Fans LLMs einsetzen können

„Generative Künstliche Intelligenz“, „große Sprachmodelle“ oder „LLMs“: Der Tech-Hype der Jahre 2023 und 2024 waren Apps und Programme, mit denen man sich über beliebige Themen unterhalten kann. Zu den bekanntesten und beliebtesten zählen Googles „Gemini“ (ehemals Bard), Open AIs „GPT“ und Metas „Llama“. Und nachdem diese „künstlichen Intelligenzen“ etwas Interessantes über Gott und die Welt zu sagen haben — warum nicht auch über die Karten? Zudem gibt es mit Decks wie dem „Artist Decoded Tarot“ (Amazon*) bereits Tarots, die zumindest teilweise von Bild-Modellen generiert wurden. Grund genug, sich mal Gedanken über Tarot als Hilfsmittel beim Studium der Karten zu machen.

Spreads per Sprachmodell

Eine erste Idee: Wir lassen uns von GPT die Karten legen. Beispielsweise: „Lege mir ein keltisches Kreuz zur Frage, wie mein nächster Wanderurlaub wird.“ Leider ist das Resultat meistens viel zu gut. Denn wenn man ein bisschen was zur Funktionsweise von LLMs weiß, erkennt man: Hier werden keine zufälligen Karten gezogen, sondern zur Fragestellung passende. Das resultiert zwar in einer „guten Geschichte“, aber selten in den irritierenden Aussagen einer richtigen Lesung. Ein Beispiel liefert der Prompt:

Lege mir die Karten zur Frage, wie es um mein Liebesleben steht!

Je nach Fragestellung und Dialogverlauf weist GPT auch explizit darauf hin, dass es keine echte Ziehung anbietet, sondern symbolisch inszeniert. Man kann dem Sprachmodell natürlich beibringen, zu versuchen, eine echte Zufallsauswahl zu treffen, aber ich habe zumindest mit ChatGPT 4o und Gemini keine zufriedenstellenden Erfahrungen gemacht. Andere Dienste wie https://www.tarot-ai.top/ versuchen, das Problem zu lösen, und auch andere Systeme werden sich immer leichter als Tarot-Weissage-Automaten nutzen lassen. Ob man eine solche Lesung gegenüber der haptischen Erfahrung mit einem Deck für ausreichend meditativ und spirituell hält, muss jede und jeder für sich entscheiden.

Karten-Interpretationen

Hilfreich sind die Sprachmodelle aber in jedem Fall für die Interpretation von Karten: Durch den Zugriff auf das gesamte Wissen der Internet — wir sprechen hier bewusst nicht von Weisheit — lässt sich schnell und einfach zusammenführen, was über einzelne Karten bekannt ist oder wie wenige Karten zusammenhängen. Etwa mit dem Prompt:

Intrepretiere mir die 5 der Kelche als Tageskarte.

Oder:

Wie verhalten sich das Ass der Stäbe als „Tu das nicht“ und der Eremit als „Tu das“, wenn es um die Frage geht, ob ich eine neue Beziehung eingehen soll?

Daraus resultiert diese Antwort:

Man sollte dabei aber wie bei allen Aussagen von LLMs Vorsicht walten lassen. In Einzelfällen halluziniert das System (ja, das ist ein Fachausdruck). Sporadisch sollte man die Ergebnisse und Interpretationen also überprüfen — etwa anhand von Fachliteratur oder Online-Datenbanken zur Deutung. Und wie immer gilt: Die eigene Intuition sticht das „Wissen“, das sich in verfassten Texten findet.

Deckauswahl

Eine weitere und sehr praktische Anwendungsmöglichkeit für GPT, Gemini und Co. findet sich in der Empfehlung neuer Decks oder passender Kartensätze für Spezialfragen. Ein Prompt könnte lauten:

Ich möchte mich aus Abhängigkeiten lösen. Dazu möchte ich mir die Karten legen. Ich habe das Thoth-Deck, das „Tarot of the Spirit“ sowie ein Hexen-Deck zur Auswahl. Welches davon soll ich am besten benutzen, um Klarheit und Motivation zu erhalten?

Oft kann sich GPT allerdings nicht entscheiden und liefert eher eine Beschreibung der Optionen als eine klare Empfehlung. Meistens genügt dies als Entscheidungsgrundlage aber bereits aus.

Custom GPT für Tarot und verwandte Themen

Nehmen wir diese drei Anwendungsfelder zusammen, bietet es sich an, bestimmte Voreinstellungen fest zu hinterlegen: Für Legungen soll GPT immer Zufallsmechanismen nutzen, die wir näher bestimmen wollen; für Karten-Interpretationen können wir Präferenzen festhalten; und für die Deckauswahl können wir vorherige Erfahrungen und unsere Sammlung einpflegen. Das alles lässt sich am leichtesten über einen „Custom GPT“ realisieren.

Dazu navigiert man auf My GPTs und klickt „GPT erstellen“ an. Und danach kann man ihm etwa sagen:

Sei mein Tarot-Berater. Meine liebsten Decks sind das „Deviant-Moon“-Tarot und das „Tarot of the Spirit“, aber ich bin auch offen für andere Decks. Wenn du für mich Karten ziehst, verwende einen echten Zufallsgenerator und weise vorher jeder Karte einen Wert zu, sodass alle Karten gleich wahrscheinlich gezogen werden. Bei Tarot-Interpretationen verlasse dich auf die gebräuchlichsten Deutungen, aber biete mir auch abweichende an. Dein Ziel sollte immer sein, mir eine intuitive Herangehensweise an die Karten zu vermitteln und mein Wissen über das Tarot zu erweitern.

Daraus resultiert ein Erstellungs-Dialog, im Zuge dessen man auch einen Namen und ein Profilbild festlegt. Schließlich muss man den GPT speichern und kann ihn ab sofort verwenden.

Zudem kann man in den Einstellungen auch Dokumente hochladen — beispielsweise eigene Kartenlisten, Deutungen, Informationen über die legende Person etc. pp. Viel Vergnügen!