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XII – Der Gehängte 🃬

Kurzbeschreibung

Der Gehängte symbolisiert eine Phase des Stillstands, des Innehaltens und der inneren Transformation. Oft steht diese Karte für das Loslassen von alten Mustern, für Opfer oder das Überwinden von Hindernissen durch Perspektivwechsel. Es geht um die Erkenntnis, dass Wachstum und Fortschritt manchmal erst durch Akzeptanz und Hingabe geschehen können. Der Gehängte fordert auf, den eigenen Blickwinkel zu ändern und sich mit der Idee anzufreunden, dass wahre Erleuchtung oft in Zeiten der Stagnation oder des Rückzugs entsteht.

Klassische Darstellung

In der Waite-Smith-Darstellung hängt ein Mann kopfüber an einem Baum oder Galgen. Ein Fuß ist an einem Ast festgebunden, während der andere Bein locker in einem Winkel angewinkelt ist. Der Gehängte wirkt nicht leidend oder gequält, sondern ruhig und fast erleuchtet. Um seinen Kopf schimmert ein Heiligenschein, was auf spirituelles Erwachen hindeutet. Die Position des Körpers erinnert an eine umgekehrte Kreuzigung – ein Symbol für das Opfern des Egos zugunsten höherer Erkenntnisse.

Deutungen

  • Waite-Smith-Deck: Der Gehängte wird hier als ein Symbol für Hingabe und spirituelles Erwachen interpretiert. Er zeigt, dass man manchmal seine Pläne oder seinen Willen loslassen muss, um eine höhere Wahrheit zu erkennen. Es ist auch eine Karte der Geduld – sie fordert uns auf, die gegenwärtige Situation so anzunehmen, wie sie ist, und darauf zu vertrauen, dass sich aus dieser Phase des „Stillstands“ ein tieferes Verständnis entwickeln wird.
  • Crowley-Harris-Deck (Thoth-Tarot): Crowleys Interpretation dieser Karte betont das Konzept des Opfers. Der Gehängte opfert nicht nur seine körperliche Freiheit, sondern auch seine Eitelkeit und sein altes Selbst, um eine tiefere Verbindung zum Universum zu erlangen. Es geht um die Transformation durch Selbsthingabe und die Auflösung des Egos. Die Karte ist hier stark mit den Konzepten von Tod und Wiedergeburt verbunden – nicht im physischen Sinne, sondern als eine Veränderung des Bewusstseins.
  • Weitere Decks: In anderen Decks kann der Gehängte als Mahnung erscheinen, sich nicht gegen den Fluss des Lebens zu stellen. Einige Interpretationen betonen den karmischen Aspekt der Karte – alles hat seine Zeit und der Gehängte fordert dazu auf, Geduld zu üben und auf das Timing des Universums zu vertrauen.

Korrespondenzen

  • Element: Wasser – das Element des Gefühls und der Intuition, das auch das Fließen und die Hingabe an den natürlichen Lauf der Dinge symbolisiert.
  • Planet: Neptun – der Planet der Spiritualität, des Unbewussten und der Illusionen. Neptun repräsentiert die Auflösung von Grenzen und das Erkennen höherer Wahrheiten durch Hingabe und Opfer.
  • Numerologie: Die Zahl 12 kann als Zahl der Vollendung angesehen werden. Sie führt in der Quersumme zur 3 (1+2=3), die für Kreativität und spirituelle Einheit steht, nachdem man den Zyklus der Dualität durchlebt hat.

Stellung innerhalb des gesamten Decks

Der Gehängte steht zwischen der Gerechtigkeit (XI) und dem Tod (XIII) im Tarot. Während die Gerechtigkeit Klarheit und Balance bringt, lehrt der Gehängte das Loslassen von Kontrolle und Erwartungen. Diese Phase der inneren Einkehr und des Stillstands bereitet den Weg für die nächste Karte, den Tod, der die endgültige Transformation symbolisiert. Der Gehängte markiert also einen Wendepunkt in den Großen Arkana, an dem sich die Wahrnehmung der Welt und des eigenen Selbst grundlegend ändert.